Zwei Teilnehmer des Böblinger Unterwasserrugby-Teams bei der Weltmeisterschaft

Ralf Braun (06.08.2015) – In der vergangenen Woche wurde in Cali / Kolumbien die 10. Weltmeisterschaft im Unterwasserrugby ausgetragen. Bei den Herren konnte dabei der Titel des Vize-Weltmeisters und bei den Damen sogar der WM-Titel für Deutschland errungen werden. Das Team der SV Böblingen war mit Kerstin Brendle und Matthias Otten dabei sogar mit zwei Aktiven beteiligt.

Durch die Austragung der Weltmeisterschaft im fernen Kolumbien war in diesem Jahr die Motivation der Kaderspieler natürlich besonders groß. Mit Kerstin Brendle und Matthias Otten, dem Spieler-Trainer des SVB-Teams, waren zwei Böblinger Leistungsträger von Beginn an bei den Sichtungslehrgängen dabei. Und sie konnten sich auch durchsetzen, obwohl Böblingen im vergangenen Jahr in die 2. Bundesliga Süd abgestiegen war.
Dass UW-Rugby in Kolumbien einen hohen Stellenwert hat, sah man bereits am Austragungsort. Zusätzlich zum 6 m tiefen Sprungbecken wurde ein extra Unterwasserrugbybecken mit Tribüne und Unterwasserfenstern erbaut. Auch in den Teams der USA oder Venezuela waren etliche Spieler mit kolumbianischen Wurzeln am Start. Bei den Herren kämpften insgesamt 12 Mannschaften und bei den Damen 9 Teams um den begehrten WM-Titel. Mit Ausnahme von Asien waren Teilnehmer aus allen Kontinenten am Start.
Bei den Herren wurden für die Vorrundenspiele vier Gruppen gebildet. Deutschland wurde dabei nicht wirklich gefordert, da man gegen die Mannschaft aus Süd Afrika mit 32:0 und Venezuela mit 14:0 sichere Siege verbuchen konnte. Im Viertelfinale war das 8:0 gegen Österreich schon etwas schwerer und im Halbfinale wurde es gegen Gastgeber Kolumbien richtig eng. Die Südamerikaner gingen früh in Führung aber Deutschland konnte durch einen Strafstoß ausgleichen und spielte weiterhin sehr diszipliniert und druckvoll. Auch der 2:1 Führungstreffer der Kolumbianer brachte sie nicht aus dem Konzept und in der zweiten Hälfte konnten sie dann Strafzeiten gegen die Heimmannschaft und einen weiteren Strafstoß zum verdienten 3:2 Sieg abschließen. Damit stand das Traumfinale fest: der amtierende Europameister Deutschland gegen den amtierenden Weltmeister aus Norwegen. Die Skandinavier hatten sich ebenfalls souverän (nur 1 Gegentor bis dahin) durchgesetzt.
Das Finale wurde dann auch allen Erwartungen gerecht. Die zwei Top-Teams der Welt treffen sich auf Augenhöhe und das kampfbetonte aber immer sehr faire Spiel wogt ständig hin und her. Beide Abwehrreihen geben sich kaum eine Blöße und so wird das Finale durch Strafstöße entschieden. Die Norweger können ihren Strafstoß verwandeln und das deutsche Team scheitert an dem bärenstarken Torhüter des Titelverteidigers. Das Spiel endet 0:1 für Norwegen aber Deutschland ist damit Vize-Weltmeister und das Team kann zu Recht stolz auf die gezeigten Leistungen sein.
Die Damen mussten im ersten Spiel der Vorrunde gleich gegen die Titelverteidigerinnen aus Norwegen antreten. Durch einige Fehler in der Verteidigung und großer Nervosität auf deutscher Seite konnten die Norwegerinnen zwei leichte Konter-Tore erzielen. Die deutschen Damen konnten zwar zwischenzeitlich ausgleichen, am Ende siegte doch die größere Routine der Skandinavierinnen. Danach folgten aber leichte Siege gegen Dänemark (8:0) und die USA (30:0). Im Viertelfinale reichte dann gegen Finnland ein knappes 1:0 um das Halbfinale gegen die Gastgeber aus Kolumbien bestreiten zu können.

Auch dieses Spiel war sehr ausgeglichen aber die Deutschen Damen hatten jetzt ihre Anfangsnervosität abgelegt und machten ständig Druck auf den gegnerischen Korb. Auch in diesem Spiel sorgten Undiszipliniertheiten für die Entscheidung. Durch einen Strafstoß gelang Deutschland das verdiente 1:0 und Kolumbien konnte geschwächt durch Strafzeiten am Ende nichts mehr zulegen.
Damit standen sich in beiden Finals Deutschland und Norwegen gegenüber. Nach der Niederlage in der Vorrunde gingen die deutschen Damen eher als Außenseiter an den Start. Aber bereits nach 4 Minuten war klar, dass an diesem Tag ein völlig anderes Spiel laufen würde. Norwegen konnte sich kaum aus der eigenen Abwehr befreien und einer der ersten druckvollen Torangriffe brachte bereits das erlösende 1:0 für Deutschland. Auch danach ließen die deutschen Mädels nicht mehr locker und die Norwegerinnen konnten den Ball kaum in den eignen Reihen halten. Das sehr offensive Forechecking brachte die Skandinavierinnen völlig aus dem Konzept und Deutschland konnte noch zwei weitere Tore zum viel umjubelten 3:0 Endstand bejubeln.
Böblingen hat nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga Süd damit in der kommenden Saison mit Kerstin Brendle eine amtierende Weltmeisterin und mit Matthias Otten einen Vize-Weltmeister in ihren Reihen. Mit Nadine Griebl war eine frühere Böblinger Spielerin auch noch am Titelgewinn beteiligt. Sie war die letzten Jahre durch ihr Studium für die Duisburger Mannschaft am Start.