vom 03.09. bis 10.09.2022
Bericht von Humberto dos Santos, Bilder von Christian Bickel und Lena Braun
Bodul unser gechartertes Schiff ist ein Zweimaster mit einem Holzrumpf der reichlich Platz für die 21 mitgereisten Taucher und Nichttaucher bietet. Mit Bodul bezeichnen sich die Dalmatiner selbst, vermutlich würde das Boot also bei uns „Schwabe“ heißen. Das sollte doch ein gutes Wohlfühl-Omen für uns bedeuten. Dieter hatte bei einer seiner Tauchausfahrten von diesem Boot gehört und spontan beschlossen, das ist das richtige für uns.
Die Anreise war kunterbunt, manche kamen am Samstag an, andere schon am Freitag. Die einen mit dem Auto, die anderen mit dem Flugzeug. Begleitet wurde die Anreise durch zahlreise WhatsApp-Belege: Gepäckmenge, Reisefortschritt und Stimmungslage dienten der Gruppe zur Einstimmung.
Nachdem endlich die Kabinen bezogen und die Leinen gelöst, stampfte die Bodul gemächlich durch eine unendliche Anreicherung von Inseln und Inselchen in Richtung des ersten Tauchplatzes. Lecice ist eine Unterwasserhöhle, deren Eingang auf 3m Tiefe liegt und als großer Zylinder bis auf 18m Tiefe führt. Am Grund gehen Gänge weiter bis auf über 40m Tiefe. Kaum drinnen ließen wir uns in die Tiefe gleiten und so begannen wir die unsere Tauchwoche. Beindruckend war der Blick von innen nach außen durch die zwei augenähnlichen Ausgangslöchern. So musste es Käpt`n Nemo auf seinem U-Boot Nautilus erlebt haben.
Los ging es danach morgens immer mit einem einfachen Frühstück, gefolgt vom Vormittagstauchgang. Zum Mittagsessen und Abendessen wurde eine einfache, aber gute heimische Küche geboten, mal mit Fisch, mal mit Hacksteaks oder Hühnchen. Für Evelyne wurde vegetarisch aufgetischt und das war oft besser als die Hauptspeise. Nach dem Tauchgang am Nachmittag wurde der Ankerplatz für die Nacht angesteuert. Diese waren immer eine Wohltat fürs Gemüt, da immer wunderschön und sehr ruhig gelegen und mach mal auch nur für uns alleine. Die Unermüdlichen konnten dort einen gemütlichen Nachttauchgang anhängen.
Die erste Nacht verbrachten wir allerdings im Hafen des kleinen Ortes Stari Grad auf der Insel Hvar. Stari Grad hat einen kleinen, aber sehr schönen und gut erhaltenen Ortskern mit viel engen und beschaulichen Gassen. Mit seinem mittelalterlichen Flair ist Stari Grad eine Perle der kroatischen Adria. Nachdem Dieter die Einteilung der Buddys vorgenommen hatte und wir alle den ungewöhnlichsten „Check“-Tauchgang in einer Höhle überstanden hatten ging es richtig los mit unserer Taucherei. Hatte man sich in seinen Trocki oder Nassen hineingequält so hieß es zunächst 1,5m tief von Bord springen. Hier zeigte sich schon die sehr gute Ausbildung unserer Gruppe. Keiner verlor dabei Teile der Ausrüstung und keinem musste vergessene Ausrüstungsgegenstände, wie Flossen, Blei oder Brille nachgereicht werden (Anmerkung der Redaktion: . Selbst der Klassiker zugedrehte Flasche kam nicht vor – Respekt!
Mit dem Tauchgang war der sportliche Teil noch nicht beendet, dem man muss auch auf die Bodul zurückkommen. Die Aufgabe war dabei über die 1,5 m hohe Leiter mit Flossen (unser Skipper Marino bestand darauf) hochzuklettern. Sportlich, aber von uns allen bestens bestanden.
Großfischrevier ist Kroatien nun wahrlich nicht, mehr als mittelgroße Gabeldorsche konnten wir nirgends entdecken und auf den entfernten Blick sah man vor allem Seeigel, Seegurken und Seesterne. Häufig zu sehen sind zudem diverse Brassen, vor allem die gewöhnliche Geißbrasse und die Brandbrasse. Ebenso (Pfauen-) Lippfische, Meerbarben und Seejunker. Den geübten Blick der Böblinger Taucher entgingen aber die vielen Schönheiten nicht und so wurde eifrig fabuliert über Konger, Muränen, Langusten (die recht häufig waren), Bären- und Einsiedlerkrebse, Kraken und Sepias. Nacktschnecken waren vielfältig und häufig, insbesondere die Leopardennacktschnecke, dazu gab es nachts auch Seehasen zu bewundern. Ebenso wurden Gehäuseschnecken durch die Kameras dingfest gemacht, darunter die riesige Tonnenschnecke. Abgerundet wurden die Tauchgänge durch vielerlei Schleimfische und Grundeln, Schrift-, Fahnen- und Mönchsfisch und immer wieder recht große Drachenköpfe. Manchmal gab es auch einen mittelgroßen Schwarm Goldstriemen zur Erquickung der Taucherherzen. Daneben wurde ein großer Zitterrochen und Seezungen gesichtet.
Der Bewuchs besteht aus viel Seegras, das meist stark veralgt ist, sowie diverse Algenarten, vielen verschiedenen Schwämmen, Anemonen, Seerosen und Röhrenwürmen. An tieferen Stellen gibt es einen wunderschönen Bewuchs an großen roten und gelben Gorgonien. Diese Tauchgänge erfreuten uns am Meisten.Besondere Tauchplätze waren die zwei Amphorenfelder, wobei eines davon aus vollkommen intakten über einen Meter großen Amphoren bestand. Dazwischen jede Menge Fisch und Langusten. Leider, bzw. glücklicherweise sind die dicht an dicht stehenden Amphoren vor Vandalismus durch ein umseitiges Gitter vollständig geschützt. Dennoch ist das ein einmaliger und unvergessener Anblick. Wir betauchten mehrere Wracks darunter die B24. Dieser WW2 US-Bomber hatte seine Basis auf der Insel Vis nebenan. Bei seinem Einsatz war es Beschuss ausgesetzt und konnte in Folge ein Rad nicht mehr ausfahren, so dass auf eine Notwasserung entschieden wurde. Leider konnten nur 7 der 10 Besatzungsmitglieder hierbei gerettet werden. Ein richtig großes Wrack ist der 1930 gesunkene Dampffrachter Brioni, der auf der Seite liegt und noch recht gut erhalten ist. Unten werden wir von der ansehnlichen Schiffsschraube empfangen. Dieser Tauchgang mit Tiefen deutlich über 40m ist nur kurz machbar und so hatte der eine oder andere auch etwas Deko-Zeit abzufeiern. Typisch für Kroatien ist die Sprungschicht zwischen 8 und 15m. Oben Badewannentemperatur und drunter plötzlich kalt, aber mit Temperaturen bei etwa 14-16°C immer noch ohne Erfrierungen selbst für die Nasstaucher machbar.
Höhepunkt an Land war die Einladung unseres Skippers Marino zu seinem Zweitwohnsitz an der Insel Secdro. Marino hat sich dort ein Haus in der absoluten Einsamkeit inmitten der Macchia Buschlandschaft aus lokalem Kalkstein errichtet. Er versorgt sich selber über Zisternen und eine Photovoltaikanlage mit Batterie. Mit einem kleinen Spaziergang zeigte Marino uns seine Umgebung und informierte uns dabei sehr fachkundig über Flora und Fauna. Herzstück der Inselbesichtigung war ein vom ihm gebauter Platz mit zwei originalen Stein-und Bleiankern, wie sie vor 2000-3000 Jahren verwendet wurde. Dazu ein Eisenanker aus napoleonischer Zeit. Grund der Einladung war ein abendliches Festmahl mit zwei Lämmern, die Marino von einem befreundeten Bauern gekauft hatte.
Nachdem wir uns reichlich unter und über Wasser besser kennengelernt hatten und viel Freude bei gemeinsamen Spielen und gemütlicher Unterhaltung an den langen und warmen Abenden hatten, hieß nach einer letzten lauten (und schwülen) Nacht im Hafen von Trogir Abschied nehmen und die Heimreise antreten. Ein letztes Mal kamen die vielen WhatsApp Reisemeldungen. Bis es schließlich hieß: Mia sind dahoim end guat angekomma.